Unser
Tun ist geprägt von Symbolen in allen Bereichen unseres Lebens. Wir verstehen Symbole intuitiv richtig oder sie sind uns fremd, unverständlich. Die Kunst
bedient sich auch dieser Symbolwelten, um ihr Anliegen zu transportieren
und ...
Die
Auseinandersetzung mit der Gesellschaft zeigt sich in der
symbolhaften Kongruenz zwischen dem
Selbstportrait, der Totenmaske und dem Portrait der Gesellschaft. Die Basis
dieser Arbeit ist die kritische Reaktion
auf Vorgänge und Entwicklungen in der
Gesellschaft, deren Artefakte in das Werk miteinbezogen sind.
Angesichts der Schöpfpapiermasken begibt sich der Betrachter instinktiv auf den Weg vom
Konkreten, von der Ausführung des Werkes und auch vom Inhalt des Werkes, hin zum Abstrakten,
zu einem Hinwenden zum Ich, zur persönlichen Maske, zum eigenen Selbstbildnis. In letzter
Konsequenz erscheint die Maske in ihrer ERSTARRUNG als materialisiertes Sein.
Geistiges Sein nimmt Gestalt an, wird manifestiert mit Hilfe von Ausdruck, Form und Struktur,
wird immer wieder auch in einem Überdecken mit Gedanken dargestellt.
Das Kunstwerk birgt eine Momentaufnahme in sich; Leben ist ERSTARRT und manifestiert sich in
einer abstrakten, scheinbar reproduzierbaren Form.
Prachtfülle und Zeremoniell, Schönheit und Lebensfreude, festgefügte Form und überbordender Prunk - all diese Archetypen vereint YOLY in diesen Arbeiten im Sinne Platons. Schöne Dinge, ob Gemälde, Menschen, Landschaften, Musikstücke, dienen dazu, das Urteilsvermögen über die Schönheit der Welt zu verbessern. Diese Formen stellen Ewiges dar und stehen doch im Gegensatz zu Machtstreben, Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit.
Diese Aspekte nehmen Gestalt an, einerseits in den konkreten Aspekten der Schöpfpapiermasken in ihrer abstrakten Monotonie und gleichzeitig sublimen Individualität. Andererseits schweben sie in einer LEERE, einem virtuellen, nur von Moden, Moral und Machtverhältnissen konstruierten Raum, der in den filigranen, kaum wahrnehmbaren, imaginären Drahtobjekten Gestalt annimmt.
NICHTS HÖREN - NICHTS SEHEN - NICHTS SAGEN
Allgemein bekannt ist die allegorische Darstellung der drei Affen. Ursprünglich stammt sie aus Japan und bedeutet dort einen Ausdruck des Bewahrens der Schönheit in jeglicher Form: Schlechtes NICHT hören - Schlechtes NICHT sehen - NICHTS Schlechtes sagen
Die westliche Welt hat das Symbol der drei Affen adaptiert und verändert, sie sind Ausdruck einer gewissen Feigheit:
ich will nicht hören, was mir nicht behagt - ich will nicht sehen, was mich zur Änderung aufmuntern könnte - ich will nichts sagen, um nicht Stellung beziehen zu müssen
YOLYs Objekt thematisiert das VERWEIGERN, stellt den Prozess von These, Antithese und Synthese für den Betrachter zum Diskurs: beide tradierten Sichtweisen ändern an der Haltung nichts, können auch nicht eine aktive, positive Veränderung beim Gegenüber bewirken. Eine mögliche Synthese liegt im Bereich des Betrachters.
Das Fortschreiten der Zeit
bringt überall und bei Allem
Veränderung mit sich
Durch das Aufheben der 366 Papierbilder, einem Tagebuch gleich, wird der Zugang zur Vergangenheit zwar wach gehalten jedoch auch durch das partielle Vergessen verändert.
Alle handgeschöpften Papiere werden 2018 vom Keilrahmen befreit, auf eine Leinwand von 9 m Länge und 1,6 m Breite geklebt und auf einem Kunststoffkern aufgerollt.
Ephemeres, buntes Material, gesammelte Vergangenheit, wie ein Tagebuch, dessen Inhalte über den Betrachter hinweg rollen könnten.
Vergangenes verdichtet sich und neue Eindrücke, andere Zugänge entstehen.
Die handgeschöpften Papiere werden von der 9 m langen Leinwand entfernt, zu Bündeln gebunden und in einer Schachtel, einem Würfel aufgehoben. Aufgehobenes kann, bei erneuter Betrachtung und Reflexion, Erkenntnisse und Licht über die Vergangenheit bringen und neue Wege für die Zukunft eröffnen.
32 geschnürte Pakete voller Erinnerungen, die durch das Nachdenken, Vertiefen und Reflektieren vergangener Geschehnisse zu neuen Erkenntnissen führen.
DOMUS TUTISSIMUM CUIQUE REFUGIUM ATQUE RECEPTACULUM
„Das eigene Haus ist für jeden der sicherste Zufluchtsort“
(corpus iuris civillis)
Mein Zufluchtsort - ist er in der Ferne oder in mir ? Auf der Suche nach einem sicheren Ort verlasse ich das Gewohnte, verlasse es um in der Ferne Zuflucht zu finden.
Mein Zufluchtsort - in der Ferne oder in mir ?
Die Fremde, das Ungewohnte, die Ferne, soll mein Refugium werden.
Was ist mir meine Zuversicht in mir ?
Meine Zuversicht, meine innere Geborgenheit sind mir Refugium.
Ob äussere Zuflucht in der Ferne oder innere Geborgenheit, aufgehoben und sicher bin ich dann, wenn ich ganz Ich bin, voller Zuversicht. Ich bin. Mein Ich, der sichere Zufluchtsort in mir, mein Refugium.
Die Materialwahl ist durch die Emotion der Situation, der Sehnsucht nach Zuflucht bestimmt. Die Person an sich ist schemenhaft zurückgenommen, durch den Maschendraht als bloße Silhouette angedeutet.
In REFUGIUM I besteht der hüllende Mantel aus einem starken Leinen, welches durch die Weiterbehandlung fest wie ein schützender Schild wird, in REFUGIUM II bildet handgeschöpftes Papier diesen Schutz. Dieser Mantel und die das eigene Antlitz vor den Blicken anderer verbergende Maske treten konkret in den Vordergrund, bilden eine schützende Barriere zwischen dem Ich und der Umgebung.
reflektiert die gesamtgesellschaftliche Entwicklung
in Form zweier, ineinander verschränkter und
miteinander kommunizierender Positionen –
der Sprach-Verdichtung der Haiku und der
Ojekt-Verdichtung der Schöpfbilder.
Das gesamte Projekt ist eine Kunst-Buch-Edition
aus dreiundfünfzig Schatullen.
Jedes einzelne Kunstobjekt besteht aus einer
Schatulle, auf deren Deckel ein Original-
Schöpfbild liegt, passend zu einem der
dreiundfünfzig Haiku des Autors H.W.Käfer und gleichsam eine Idee
gebend.
In der Schatulle befindet sich das Buch mit den
dreiundfünfzig Haiku und einer verkleinerten
Gesamtansicht der dreiundfünfzig Schöpfbilder
– als Ganzes zu einer Begegnung in Raum und
Kunst führend.
Die Gesamtheit von Text, Sprache und Bild nimmt in besonderer Weise Gestalt an in den Aufführungen der Schöpfbild-Projekte durch das von H.W.Käfer choreographierte Lesetheater, wie z.B. an der Leipziger Buchmesse oder im Presseclub Concordia.
Das Projekt stadtseelenland transformiert Christl Grellers Gedichte, eine lyrische Kommunikation mit der
Stadt als Lebensumfeld, auf eine visuelle und haptische Ebene.
Yolys Schöpfbilder sind
Ausdruck der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen
Gedichten.
Präsentiert sind die 12 Schöpfbilder gemeinsam mit den Texten in einem 13-teiligen, in Leinen gebundenen Leporello.
Die Durchdringung von Bild und Sprache wird bei diesem Projekt auch in Autorenlesungen samt Bildpräsentation (z.B. alte Schmiede, Wien) deutlich.
Ein Schöpfbildzyklus nach Texten der Filmemacherin Linda Christanell.
Präsentiert sind die 12 Schöpfbilder gemeinsam mit den Texten in einem 13-teiligen, in Leinen gebundenen Leporello.
Als Reaktion auf die Schöpfbilder entstand eine Komposition von Dimitris Karakantas, welche auf CD vorliegt. Ausführende sind Shen-Fang Chiu (Blockflöte) und Dimitris Karakantas Barockvioline).
Die Kunstformen-übergreifende Gestaltung der Schöpfbild-Projekte wird hier in der musikalischen Umsetzung der Bilder erlebbar.