Ich möchte zu dieser Projektpräsentation von einer meiner Überlegungen, was für mich Kunst ist, ausgehen.

Kunst ist Abbild der Gesellschaft in welcher sie entsteht.

Gesellschaft bedeutet Leben - Leben bedeutet andauerndes Verändern; selbst dann, wenn wir den Tod als Ende bezeichnen, verändert sich etwas darüber hinaus, verändern wir, verändern wir uns - endlos.

Wir haben als Menschen jedoch eine ganz phantastische Möglichkeit, in dieser fließenden Veränderung uns berührende, einschneidende, bewegende Momente in unserer Denk- und Vorstellungsstruktur festzuhalten. Wir springen geistig in Zeit und Raum von festgehaltenem Moment zu festgehaltenem Moment.

Aber selbst diese Momente sind der Veränderung unterworfen, sie verblassen, vermischen sich oder werden überhöht und bis zur Verfälschung verstärkt.

InProgress - MOMENT - nimmt diesen Umstand, diesen Prozess wahr, gibt ihn wieder.

Dieses Projekt entsteht in und mit mir, mit der Gesellschaft, mit Menschen, die mich berühren, beeinflussen, prägen und ist letztlich in festgehaltenen Momentbildern mit dem ewig fließenden Video ein Abbild meines und der Gesellschaft Lebensrhythmus.

Aber auch diese Momente verändern sich mit und durch die Zeit.

Ich gebe mir auch das Recht, sie möglicherweise eines Tages wieder zu übermalen und zu verändern.

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Ich liebe es, mich mit Menschen, ihren Lebensgefühlen und -Situationen auseinander zu setzen und dies nicht nur im Gespräch miteinander, sondern auch mit Pinsel und Farbe auf meinen Bildem.

MOMENT ist ein Projekt, bei welchem ich mich mit Themen wie zum Beispiel Beziehung, Hoffnung, Abhängigkeit, Beeinflussung auseinandersetzte.

YOLY

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Zum permanenten Prozess von

Disposition - Diskussion – Revision - Exposition – Disposition …

 

Yoly Maurers Bilder sind – niemals endgültige – Resultate eines vielschichtigen Meinungsaustausches mit sich und ihrer Umwelt. Zunächst stellt die Künstlerin ihre Meinung – gleichsam ihre „Urbilder“ - zur Disposition, in die eingegriffen und Geschichten eingeschrieben werden können. Formen, Farben und Symbole dürfen negiert und übermalt werden, das Thema wird auf der Leinwand ausverhandelt. Der Bildträger kann dabei zum Projektionsraum unerfüllter Träume oder niemals eingestandener Aggressionen werden. Auf diese Weise gibt sich Yoly Maurer zunächst ungeschützt preis. Rückzug und Revision im Sinne von Überprüfung der Standpunkte bestimmen die folgende Phase, in der die Künstlerin übermalt oder ursprüngliche Malschichten wieder freilegt. Mit der Exposition werden die Werke den BetrachterInnen wieder zugänglich gemacht und die neuerliche Überprüfung kann einsetzen.

Trotz permanenten Meinungsaustausches mit den BetrachterInnen bleiben es IHRE Bilder, die Ausdruck einer individuellen Auseinandersetzung mit der Welt sind.

Isabel Termini

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Realimaginäre Virtualität

YOLY macht in ihrem Projektzyklus InProgress das Kunstwerk in seiner Chronologie erfassbar, macht es als Speichermedium der Interaktion zwischen Künstlerin und Besuchern und als virtuelles Abbild unserer Lebensstrukturen erfahrbar:

"InProgress" als multimediales Gesamtkunstwerk macht das Spannungsfeld zwischen Realität und Imagination, zwischen virtueller- und Objekt-Kunst unmittelbar erlebbar.

Walter Hessler